Parodontitis 

Parodontitis bei Katzen ist eine weit verbreitete, aber oft unterschätzte Erkrankung, die die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Stubentiger erheblich beeinträchtigen kann. Sie ist eine fortschreitende Entzündung des Zahnhalteapparates, also des Gewebes, das die Zähne im Kiefer verankert. Diese Erkrankung betrifft nicht nur das Zahnfleisch, sondern auch die Zahnwurzel, das Wurzelzement, das Wurzelhautgewebe und den Kieferknochen. Wenn sie unbehandelt bleibt, kann Parodontitis zu schmerzhaften Zahnverlusten führen und schwerwiegende systemische Erkrankungen auslösen, die das Herz, die Nieren und die Leber beeinträchtigen können.

Ursachen und Entstehung

Der primäre Auslöser für Parodontitis ist die Ansammlung von Plaque auf den Zähnen der Katze. Plaque ist ein weicher, klebriger Film, der sich kontinuierlich auf den Zähnen bildet und aus Speichel, Futterresten, und vor allem Bakterien besteht. Wenn Plaque nicht regelmäßig entfernt wird, beginnt sie sich zu verhärten und verwandelt sich in Zahnstein, der fest an den Zähnen haftet und nur durch professionelle Zahnreinigung entfernt werden kann. Der Zahnstein bildet eine raue Oberfläche, auf der sich weitere Bakterien ansiedeln können, was die Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis) und letztlich die Parodontitis auslöst.

Risikofaktoren

Es gibt mehrere Faktoren, die das Risiko einer Katze, an Parodontitis zu erkranken, erhöhen können:

  • Alter: Ältere Katzen sind anfälliger für Parodontitis, da sich im Laufe der Jahre mehr Zahnbelag und Zahnstein ansammeln und das Immunsystem möglicherweise weniger effizient arbeitet.
  • Rasse und Genetik: Bestimmte Katzenrassen, wie z.B. Perser und Maine Coon, scheinen eine genetische Veranlagung für Zahnprobleme zu haben, was das Risiko einer Parodontitis erhöht.
  • Immunsystem: Katzen mit einem geschwächten Immunsystem, sei es durch Alter, Krankheit oder bestimmte Medikamente, sind anfälliger für Infektionen und Entzündungen, einschließlich Parodontitis.
  • Ernährung: Eine unausgewogene Ernährung kann zu Zahnstein und einem schwachen Immunsystem führen. 
  • Hormonelle Störungen: Krankheiten wie Diabetes können das Risiko von Zahnfleischentzündungen erhöhen, da sie den Heilungsprozess des Gewebes beeinträchtigen.

Symptome und Verlauf

Die Symptome einer Parodontitis bei Katzen entwickeln sich meist schleichend und können anfangs leicht übersehen werden. Es ist wichtig, dass Katzenhalter auf folgende Anzeichen achten:

  • Mundgeruch (Halitosis): Ein unangenehmer Geruch aus dem Maul ist oft eines der ersten Anzeichen für eine beginnende Zahnfleischentzündung.
  • Zahnfleischentzündung (Gingivitis): Rotes, geschwollenes und blutendes Zahnfleisch deutet darauf hin, dass eine Entzündung vorliegt. Bei Berührung kann das Zahnfleisch empfindlich sein.
  • Schmerzen beim Fressen: Katzen mit Parodontitis zeigen oft Veränderungen im Fressverhalten, da das Kauen schmerzhaft ist. Sie könnten nur auf einer Seite des Mauls kauen oder ganz aufhören zu fressen.
  • Vermehrtes Speicheln: Übermäßiger Speichelfluss, manchmal gemischt mit Blut, kann ebenfalls auf eine Parodontitis hinweisen.
  • Zurückgezogenes Zahnfleisch: In fortgeschrittenen Stadien zieht sich das Zahnfleisch zurück, wodurch die Zahnhälse sichtbar werden. Dies führt zu einer erhöhten Empfindlichkeit und kann den Zahnwurzeln schaden.
  • Zahnverlust: Wenn die Entzündung den Kieferknochen erreicht, kann dies zu Lockerungen und schließlich zum Verlust von Zähnen führen.
  • Verhaltensveränderungen: Katzen können durch die Schmerzen gereizt sein oder sich zurückziehen. Manche Katzen pflegen sich weniger oder meiden soziale Interaktionen.

Diagnose

Die Diagnose einer Parodontitis erfolgt durch eine gründliche Untersuchung der Mundhöhle, die oft unter Sedierung oder Narkose durchgeführt wird, um eine vollständige Inspektion der Zähne und des Zahnfleisches zu ermöglichen. Der Tierarzt prüft die Tiefe der Zahnfleischtaschen, misst den Zahnsteinbefall und untersucht die Stabilität der Zähne. Zusätzlich können Röntgenaufnahmen erforderlich sein, um den Zustand des Kieferknochens und der Zahnwurzeln zu beurteilen, da Schäden oft erst sichtbar werden, wenn die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist.

Behandlung

Die Behandlung der Parodontitis richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. In frühen Stadien kann eine professionelle Zahnreinigung, bei der Plaque und Zahnstein entfernt werden, ausreichen. Dabei wird das Zahnfleisch gereinigt und desinfiziert, um die Entzündung zu lindern.

Bei fortgeschrittener Parodontitis können folgende Maßnahmen notwendig sein:

  • Scaling und Root Planing: Dies ist eine intensive Reinigung der Zahnoberflächen und Wurzelbereiche unterhalb des Zahnfleisches. Diese Prozedur entfernt Plaque und Zahnstein aus den Zahnfleischtaschen und glättet die Wurzeloberflächen, um die Reattachment des Zahnfleisches zu fördern.
  • Zahnextraktionen: Wenn ein Zahn stark beschädigt oder locker ist, wird er möglicherweise gezogen, um die Ausbreitung der Infektion zu verhindern und Schmerzen zu lindern.
  • Antibiotika: In einigen Fällen werden Antibiotika verschrieben, um bakterielle Infektionen zu bekämpfen und das Zahnfleisch zu unterstützen, während es heilt.
  • Entzündungshemmende Medikamente: Diese können helfen, Schmerzen und Entzündungen zu reduzieren.

Nachsorge und Langzeitmanagement

Nach der Behandlung ist die Pflege der Zähne und des Zahnfleisches von entscheidender Bedeutung, um ein Wiederauftreten der Parodontitis zu verhindern. Dies umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Tierarzt sowie eine kontinuierliche Zahnpflege zu Hause.

  • Zähneputzen: Das tägliche Zähneputzen ist die effektivste Methode, um Plaque zu entfernen und die Entwicklung von Zahnstein zu verhindern. Spezielle Zahnbürsten und -pasten für Katzen sind auf dem Markt erhältlich und sollten in das tägliche Pflegeprogramm integriert werden.
  • Zahnpflege-Leckerlis: Es gibt speziell formulierte Zahnpflegeprodukte, die helfen können, Plaque und Zahnsteinbildung zu reduzieren. Diese Produkte sind jedoch nur eine Ergänzung und kein Ersatz für regelmäßiges Zähneputzen.
  • Regelmäßige Zahnreinigungen: Selbst bei guter Pflege zu Hause kann es notwendig sein, dass die Katze regelmäßig zur Zahnreinigung zum Tierarzt geht, um Zahnstein zu entfernen und die Zahngesundheit zu überwachen.

Vorbeugung der Parodontitis

Vorbeugung ist der beste Weg, um Parodontitis bei Katzen zu vermeiden. Eine Kombination aus einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger Zahnpflege und tierärztlicher Kontrolle kann das Risiko erheblich verringern. Zu den vorbeugenden Maßnahmen gehören:

  • Früherkennung: Regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt helfen, erste Anzeichen einer Parodontitis frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, bevor sie sich verschlimmert.
  • Gesunde Ernährung**: Eine Ernährung, die das Kauen fördert und keinen Zucker oder Kohlenhydrate enthält, kann helfen, die Zähne sauber zu halten. Trockenfutter oder speziell formulierte Zahnpflege-Diäten sind oft empfehlenswert.
  • Spielzeug und Kauspielzeug: Kauprodukte oder spezielle Spielzeuge, die die Zähne reinigen, können Plaque reduzieren und die Zahngesundheit unterstützen.

Folgen einer unbehandelten Parodontitis

Unbehandelt kann eine Parodontitis zu schweren gesundheitlichen Problemen führen. Die fortschreitende Entzündung kann den Kieferknochen zerstören, was zu Zahnverlust und Schmerzen führt. Zudem können die Bakterien in die Blutbahn gelangen und systemische Infektionen verursachen, die lebensbedrohlich sein können, da sie Organe wie das Herz, die Nieren und die Leber angreifen. Daher ist es von größter Bedeutung, Parodontitis nicht nur zu behandeln, sondern auch proaktiv Maßnahmen zu ergreifen, um diese schmerzhafte und potenziell gefährliche Erkrankung zu verhindern.