Vergesellschaftung
Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass Katzen reine Einzelgänger sind. Doch auch bei sozialen Katzen ist die Integration eines neuen Artgenossen oft eine Herausforderung, da die Katzen ihr Territorium verteidigen und neu ankommende Katzen als Eindringlinge betrachten können. Daher ist ein bedachtes Vorgehen wichtig, um die Vergesellschaftung zum Erfolg zu machen. Die folgenden Tipps können dir dabei helfen.
Phase 1: Vorbereitung der Umgebung und Ressourcen
1. Ressourcen schaffen: Katzen sind territorial, daher ist es wichtig, dass jede Katze Zugang zu genügend eigenen Ressourcen hat. Dies bedeutet, dass jede Katze einen eigenen Futterplatz, einen eigenen Trinknapf, eine eigene Katzentoilette und einen eigenen Schlafplatz haben sollte. In der Regel ist es empfehlenswert, mindestens eine Ressource mehr als die Anzahl der Katzen im Haushalt bereitzustellen, also bei zwei Katzen drei Katzentoiletten usw.
2. Räume aufteilen: Die neu ankommende Katze sollte zunächst in einem separaten Raum untergebracht werden, der komplett für sie eingerichtet ist. Dieser Raum wird ihr Rückzugsgebiet, wo sie sich sicher fühlen kann und Zugang zu Futter, Wasser, einem Kratzbaum, einem Schlafplatz und einer Katzentoilette hat. Dieser abgetrennte Raum verhindert, dass die alteingesessene Katze sofort mit dem neuen Artgenossen konfrontiert wird, und minimiert anfängliche Spannungen.
3. Geruchsaustausch: Katzen kommunizieren viel über Gerüche, weshalb der Geruchsaustausch eine zentrale Rolle spielt. Nutze ein weiches Tuch, um das Gesicht und die Seiten jeder Katze vorsichtig abzureiben, und platziere das Tuch dann im Bereich der jeweils anderen Katze. Dies hilft den Katzen, den Geruch der anderen Katze als Teil ihrer Umgebung zu akzeptieren, bevor sie direkten Kontakt haben. Du kannst auch Decken oder Kissen austauschen, auf denen die Katzen geschlafen haben, um ihre Gerüche weiter zu verteilen.
4. Geräusche hören lassen: Neben dem Geruch hilft es auch, die Katzen an die Geräusche des anderen Tieres zu gewöhnen. Dies bereitet die Tiere darauf vor, in Kontakt zu treten, ohne dass eine physische Begegnung stattfindet.
Phase 2: Erster visueller Kontakt durch Barriere
Wenn die Katzen den Geruch der jeweils anderen akzeptieren und kein übermäßiger Stress oder Aggressionen wie Fauchen oder Knurren auftreten, kann vorsichtiger, visueller Kontakt aufgenommen werden.
1. Visueller Kontakt durch Tür oder Gitter: Lasse die Katzen sich durch ein Gitter oder eine angelehnte Tür sehen. So können sie einander begutachten, ohne direkten physischen Kontakt zu haben. Wenn sie ruhig und interessiert sind und keine Anzeichen von Stress zeigen, kannst du den visuellen Kontakt nach und nach verlängern. Auch hier ist es hilfreich, die Katzen mit Leckerlis oder Spielzeug zu belohnen, um positive Assoziationen zu fördern.
2. Beobachten der Körpersprache: Die Körpersprache ist ein entscheidender Indikator für das Wohlbefinden der Katzen. Positive Zeichen sind ein entspanntes Verhalten, Neugier und das gegenseitige Beschnuppern durch die Barriere. Warnzeichen wie gesträubtes Fell, steife Körperhaltung, fixierender Blick, gefletschte Zähne, Fauchen oder Knurren deuten darauf hin, dass die Katzen noch Zeit benötigen, um sich aneinander zu gewöhnen.
Phase 3: Kurze, kontrollierte Treffen
Wenn der visuelle Kontakt über einige Tage gut verlaufen ist und die Katzen keine aggressiven Reaktionen zeigen, können erste kurze, kontrollierte Treffen ohne Barriere stattfinden.
1. Begrenzter Raum und kurze Zeit: Wähle einen neutralen Raum, der keine der beiden Katzen zu stark an ihr Territorium bindet. Die Treffen sollten zunächst nur für wenige Minuten stattfinden. Du kannst den Raum so gestalten, dass Rückzugsorte und erhöhte Ebenen vorhanden sind, die den Katzen das Gefühl von Sicherheit geben.
2. Positive Verstärkung: Belohne ruhiges Verhalten beider Katzen. Verteile Leckerlis, spiele mit ihnen, und schaffe eine entspannte Atmosphäre. Dies hilft den Katzen, die Anwesenheit des anderen Tieres mit positiven Erlebnissen zu verbinden.
Phase 4: Langsame Verlängerung der Begegnungen
Sobald die kurzen Begegnungen ohne Anzeichen von Aggression oder Angst verlaufen, kann die Dauer der Treffen langsam erhöht werden.
1. Gemeinsame Aktivitäten fördern: Fördere die Interaktion durch gemeinsames Spielen. Beispielsweise kannst du ein Spielzeug wie eine Katzenangel oder einen Laserpointer verwenden, um beide Katzen gleichzeitig zu beschäftigen und ihre Aufmerksamkeit auf das Spiel zu lenken, anstatt aufeinander.
2. Beobachtung und Deeskalation: Behalte die Körpersprache genau im Auge. Sollten Anzeichen von Aggression auftreten, greife dezent ein, ohne die Katzen zu erschrecken. Vermeide Schreien oder andere laute Geräusche, da dies die Katzen ängstigen und verschrecken könnte. Ein kurzes Klatschen kann helfen, die Katzen abzulenken und Spannungen abzubauen.
3. Ressourcen teilen lernen: Allmählich können Futterstationen oder Katzentoiletten in den gleichen Raum gestellt werden, um das gemeinsame Nutzen von Ressourcen zu fördern. Stelle sicher, dass jede Katze weiterhin leichten Zugang zu eigenen Ressourcen hat, damit kein Gefühl von Konkurrenz aufkommt.
Phase 5: Konfliktmanagement und langfristige Integration
In dieser Phase ist es besonders wichtig, dass du mit Geduld und Fingerspitzengefühl vorgehst.
1. Erkennen und respektieren von Rangordnungen: Manchmal etabliert sich eine Art „Rangordnung“, bei der eine Katze eine dominante Rolle einnimmt. Dies ist oft Teil des normalen Zusammenlebens und muss nicht besorgniserregend sein, solange keine der Katzen starkem Stress oder ständigen Bedrohungen ausgesetzt ist. Beide Katzen sollten jederzeit die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen und ihren persönlichen Raum zu finden.
2. Längerfristige Konfliktlösung: Wenn Konflikte öfter auftreten oder eine Katze aggressiv auf die andere reagiert, kann ein Verhaltenstraining mit einem Katzentherapeuten hilfreich sein. Auch eine Rückkehr zu einer vorherigen Phase der Vergesellschaftung (z. B. zum Geruchsaustausch) kann sinnvoll sein, um Spannungen abzubauen und die Katzen erneut langsam aneinander zu gewöhnen.
Phase 6: Aufbau eines harmonischen Zusammenlebens
Nach einigen Wochen oder Monaten sollten die Katzen sich aneinander gewöhnt haben und ein gewisses Maß an Akzeptanz füreinander entwickeln.
1. Gemeinsame Rituale etablieren: Katzen lieben Routine. Feste Fütterungszeiten und gemeinsame Spielzeiten helfen, die Katzen weiterhin an die Anwesenheit der anderen Katze zu gewöhnen und ihre Bindung zu festigen.
2. Weiterhin Rückzugsorte und eigene Bereiche: Auch langfristig sollte jede Katze Zugang zu ihren eigenen Rückzugsorten und Ressourcen haben, um Konflikte zu vermeiden und ihnen ein Sicherheitsgefühl zu geben. Gerade bei gelegentlichen Spannungen hilft es, dass sich die Katzen auf eigene Bereiche zurückziehen können.
3. Regelmäßige Beobachtung: Auch nach erfolgreicher Vergesellschaftung ist es wichtig, das Verhalten der Katzen weiter zu beobachten, um frühzeitig auf mögliche Probleme reagieren zu können. Ein plötzlicher Stimmungswechsel kann ein Zeichen für Stress oder gesundheitliche Probleme sein und sollte ernst genommen werden.
Wichtige Tipps zur Vergesellschaftung von Katzen
Geduld und Zeit lassen: Jeder Vergesellschaftungsprozess verläuft unterschiedlich, und manche Katzen benötigen Monate, um ein harmonisches Zusammenleben zu entwickeln.
Positive Assoziationen schaffen: Durch regelmäßige positive Verstärkung und ruhige, positive Interaktionen können Katzen lernen, die Anwesenheit des anderen als angenehm zu empfinden.
Konsistenz und Ruhe: Katzen spüren die Emotionen ihrer Halter; daher ist ein ruhiger und geduldiger Umgang wichtig, um den Katzen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
Zusammengefasst erfordert die Vergesellschaftung von Katzen eine sorgfältige Planung, Geduld und viel Feingefühl. Indem du die Schritte sorgfältig und langsam angehest, schaffst du die besten Voraussetzungen für ein langfristig friedliches und harmonisches Miteinander deiner Katzen.