Nierenerkrankungen 

Nierenerkrankungen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen bei Katzen und sind eine der Hauptursachen für Erkrankungen und Todesfälle, insbesondere bei älteren Tieren. Diese Erkrankungen können in akuter oder chronischer Form auftreten und haben schwerwiegende Auswirkungen auf die Lebensqualität und das allgemeine Wohlbefinden der betroffenen Katzen.

Anatomie und Funktion der Niere

Die Nieren sind lebenswichtige Organe, die paarweise im hinteren Bauchraum, direkt hinter dem Magen und den Darmstrukturen, liegen. Sie übernehmen mehrere entscheidende Funktionen:

  • Filtration des Blutes: Die Nieren filtern täglich große Mengen Blut, um Abfallstoffe und überschüssiges Wasser zu entfernen, die anschließend als Urin ausgeschieden werden. Dieser Entgiftungsprozess ist entscheidend für die Aufrechterhaltung des inneren Gleichgewichts im Körper.
  • Regulation des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts: Die Nieren tragen wesentlich zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts von Elektrolyten wie Natrium, Kalium und Kalzium bei. Diese Elektrolyte sind für viele Körperfunktionen, einschließlich der Muskelkontraktion und der Nervenleitung, unerlässlich.
  • Hormonproduktion: Die Nieren produzieren wichtige Hormone wie Erythropoietin, das die Bildung von roten Blutkörperchen im Knochenmark anregt, und Renin, das eine Schlüsselrolle bei der Regulation des Blutdrucks spielt.

Arten von Nierenerkrankungen

Nierenerkrankungen bei Katzen lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen: akute Niereninsuffizienz (ANI) und chronische Niereninsuffizienz (CNI). Beide Formen unterscheiden sich in ihrem Verlauf, ihren Ursachen und ihrer Behandlung.

  1. Akute Niereninsuffizienz (ANI): ANI ist durch ein plötzliches Versagen der Nierenfunktion gekennzeichnet, das oft innerhalb weniger Stunden oder Tage auftritt. Diese rasche Verschlechterung kann lebensbedrohlich sein und erfordert sofortige medizinische Intervention.
  2. Chronische Niereninsuffizienz (CNI): Im Gegensatz zur ANI entwickelt sich die CNI langsam über Monate oder Jahre hinweg. Sie ist durch einen allmählichen und irreversiblen Verlust der Nierenfunktion gekennzeichnet und tritt häufig bei älteren Katzen auf.

Diagnose

Die Diagnose von Nierenerkrankungen bei Katzen erfordert eine umfassende klinische Untersuchung und verschiedene diagnostische Tests, um den Zustand der Nieren und das Ausmaß der Schädigung zu bestimmen:

  • Klinische Untersuchung: Der Tierarzt beurteilt die allgemeinen Symptome und den Gesundheitszustand der Katze. Anzeichen wie Dehydration, blasse Schleimhäute, Muskelabbau und Gewichtsverlust können Hinweise auf eine Nierenerkrankung geben.
  • Blutuntersuchungen: Wichtige Nierenparameter wie Kreatinin, Harnstoff (BUN) und Phosphat werden gemessen, um die Funktion der Nieren zu beurteilen. Ein besonders nützlicher Marker ist der SDMA-Wert (symmetrisches Dimethylarginin), der frühzeitig auf Nierenschäden hinweisen kann, bevor andere Parameter ansteigen.
  • Urinanalyse: Diese Untersuchung bewertet die Konzentrationsfähigkeit der Nieren und prüft auf das Vorhandensein von Proteinen, Glukose, Blut oder Zellen im Urin, was auf Nierenprobleme hinweisen kann.
  • Bildgebende Verfahren: Ultraschall und Röntgenaufnahmen ermöglichen es, die Struktur und Größe der Nieren zu visualisieren, um Anomalien wie Zysten, Tumoren oder Verkalkungen zu identifizieren.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Nierenerkrankungen richtet sich nach der Art und Schwere der Erkrankung sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand der Katze. Die therapeutischen Ansätze unterscheiden sich je nachdem, ob es sich um eine akute oder chronische Nierenerkrankung handelt.

Behandlung der akuten Nierenschädigung:

  • Flüssigkeitstherapie: Bei ANI ist eine schnelle und intensive Flüssigkeitstherapie entscheidend, um die Hydratation wiederherzustellen und die Urinproduktion zu fördern. Diese Therapie hilft auch, die Konzentration von Toxinen im Blut zu senken.
  • Medikamente: Die Behandlung der zugrunde liegenden Ursache ist entscheidend. Bei Infektionen werden Antibiotika eingesetzt, während andere Medikamente dazu dienen, Symptome wie Übelkeit (Antiemetika) und Schmerzen zu lindern.
  • Diätanpassung: In der akuten Phase kann eine spezielle Diät erforderlich sein, um die Nieren zu entlasten und den Heilungsprozess zu unterstützen.

Behandlung der chronischen Nierenerkrankung:

  • Diätmanagement: Katzen mit CNI profitieren von speziellen Nierendiäten, die einen reduzierten Proteingehalt und Phosphat sowie erhöhte Mengen an Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien enthalten. Diese Diäten sollen die Nieren entlasten und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
  • Medikamentöse Behandlung: Blutdrucksenker können den Blutdruck kontrollieren, um weiteren Nierenschäden vorzubeugen. Phosphatbinder helfen, den Phosphatspiegel im Blut zu senken, während Erythropoetin-Stimulatoren bei anämischen Katzen zur Verbesserung der Blutbildung eingesetzt werden. Auch gastrointestinale Schutzmittel können bei Bedarf verabreicht werden, um die Verdauung zu unterstützen und Magen-Darm-Beschwerden zu lindern.
  • Flüssigkeitstherapie: Viele Katzen mit CNI benötigen regelmäßige subkutane Flüssigkeitsgaben, um eine Dehydration zu verhindern und die Nierenfunktion zu unterstützen.
  • Regelmäßige Überwachung: Da CNI eine progressive Erkrankung ist, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig, um die Blut- und Urinwerte zu überwachen und die Therapie entsprechend anzupassen.

Prognose

Die Prognose bei akuter Nierenschädigung hängt stark von der Ursache und der Schnelligkeit der eingeleiteten Behandlung ab. Viele Katzen können sich vollständig erholen, wenn die ANI frühzeitig erkannt und behandelt wird. Die chronische Nierenerkrankung hingegen ist unheilbar und schreitet mit der Zeit voran. Eine frühzeitige Diagnose und umfassende Betreuung können jedoch die Lebensqualität erheblich verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Durch gezielte Therapien und regelmäßige tierärztliche Überwachung kann das Leben einer Katze mit CNI um Jahre verlängert werden.

Prävention

Um das Risiko für Nierenerkrankungen bei Katzen zu verringern, sind verschiedene präventive Maßnahmen wichtig:

  • Regelmäßige Tierarztbesuche: Durch regelmäßige Untersuchungen können Nierenerkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden, bevor sie fortschreiten.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene und hochwertige Ernährung, die die Nieren nicht belastet, ist entscheidend. Insbesondere sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
  • Hydratation sicherstellen: Es ist wichtig, dass Katzen genügend Wasser zu sich nehmen. Besonders bei Katzen, die hauptsächlich Trockenfutter fressen, muss darauf geachtet werden, dass sie ausreichend trinken.
  • Vermeidung von Toxinen: Katzen sollten keinen Zugang zu potenziell giftigen Substanzen haben. Dies schließt bestimmte Pflanzen (wie Lilien), Frostschutzmittel und Medikamente ein, die für Katzen giftig sein können.