Exokrine Pankreasinsuffizienz 

Die exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI) ist auch bei Katzen eine ernsthafte Erkrankung, die das Verdauungssystem stark beeinträchtigt. Sie führt dazu, dass die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) nicht genügend Verdauungsenzyme produziert, was die Verdauung und Nährstoffaufnahme erheblich erschwert. Diese Enzyme sind entscheidend für die Aufspaltung von Fetten, Proteinen und Kohlenhydraten, sodass bei einer Insuffizienz der Nährstoffgehalt im Darm nicht vollständig genutzt werden kann. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der betroffenen Katze.

Anatomie und Funktion der Bauchspeicheldrüse bei Katzen

Die Bauchspeicheldrüse einer Katze ist ein kleines, aber wichtiges Organ, das tief im Bauchraum nahe dem Dünndarm liegt. Sie hat zwei Hauptfunktionen: die endokrine Funktion, bei der Hormone wie Insulin produziert werden, und die exokrine Funktion, die die Produktion und Abgabe von Verdauungsenzymen umfasst. Diese Enzyme, die von den Azinuszellen der Bauchspeicheldrüse gebildet werden, spielen eine Schlüsselrolle bei der Verdauung von Nährstoffen im Dünndarm.

Ursachen

Die exokrine Pankreasinsuffizienz bei Katzen kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, wobei einige spezifische Ursachen häufiger vorkommen:

  • Chronische Pankreatitis: Bei Katzen ist die chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse die häufigste Ursache für EPI. Diese Entzündung führt zu einer fortschreitenden Zerstörung des Pankreasgewebes, was die Fähigkeit des Organs, Verdauungsenzyme zu produzieren, erheblich einschränkt. Die genauen Ursachen der chronischen Pankreatitis bei Katzen sind oft unbekannt, können aber mit Infektionen, Autoimmunreaktionen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten in Zusammenhang stehen.
  • Idiopathische atrophische Pankreatitis: In einigen Fällen kann EPI bei Katzen auf eine idiopathische atrophische Pankreatitis zurückgeführt werden, bei der das Pankreasgewebe ohne erkennbare Ursache allmählich verkümmert.
  • Erblich bedingte Faktoren: Obwohl bei Katzen weniger gut dokumentiert als bei Hunden, kann eine genetische Prädisposition eine Rolle bei der Entwicklung von EPI spielen. Bei bestimmten Rassen könnte ein erhöhtes Risiko bestehen, jedoch sind genaue genetische Zusammenhänge bei Katzen noch nicht vollständig erforscht.

Pathophysiologie 

Wenn das exokrine Gewebe der Bauchspeicheldrüse zerstört wird oder die Enzymproduktion aus anderen Gründen eingeschränkt ist, kommt es zu einer unzureichenden Verdauung der Nahrung. Bei Katzen betrifft dies insbesondere die Fettverdauung, da das Enzym Lipase, das für die Spaltung von Fetten verantwortlich ist, vorrangig aus der Bauchspeicheldrüse stammt. Ohne ausreichende Mengen dieses Enzyms bleibt ein Großteil des Nahrungsfetts unverdaut, was zu einer schlechten Nährstoffaufnahme führt.

Ein Mangel an Protease und Amylase, die für den Abbau von Proteinen und Kohlenhydraten verantwortlich sind, kann ebenfalls auftreten, was zu einer umfassenden Malabsorption von Nährstoffen führt. Die Katze leidet daher unter Energie- und Nährstoffmangel, der verschiedene klinische Symptome hervorrufen kann.

Symptome 

Generell geht man davon aus, dass es erst zu klinischen Symptomen der EPI kommt, wenn bereits 90% der Pankreasfunktion verloren sind. 

Die Symptome einer exokrinen Pankreasinsuffizienz bei Katzen sind oft subtil und werden leicht übersehen, insbesondere in den frühen Stadien der Erkrankung. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

  • Gewichtsverlust: Trotz einer oft gesteigerten oder sogar übermäßigen Nahrungsaufnahme verlieren Katzen mit EPI an Gewicht, da sie nicht in der Lage sind, die benötigten Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen.
  • Erhöhte Futteraufnahme: Viele betroffene Katzen haben einen gesteigerten Appetit, da sie versuchen, den Mangel an Nährstoffen auszugleichen, den sie durch die unzureichende Verdauung erfahren.
  • Fettiger Stuhl: Der Stuhl von Katzen mit EPI ist häufig voluminös, fettig und übelriechend. Er kann auch eine helle oder graue Farbe haben, was auf den hohen Fettgehalt hinweist, der unverdaut bleibt.
  • Durchfall: Zusätzlich zum fetthaltigen Stuhlgang können betroffene Katzen an chronischem Durchfall leiden, der auf die unzureichende Verdauung von Nährstoffen zurückzuführen ist.
  • Schlechter Fellzustand: Aufgrund des Mangels an essenziellen Fettsäuren und anderen Nährstoffen können Katzen ein stumpfes, trockenes Fell entwickeln, das vermehrt haart. Auch fettige Verklebungen des Haarkleides, bedingt durch den fertiger Stuhl, sind möglich.
  • Lethargie und Schwäche: Der allgemeine Nährstoffmangel führt häufig zu Lethargie, verminderter Aktivität und einem allgemeinen Zustand der Schwäche.

Diagnostik 

Die Diagnose der exokrinen Pankreasinsuffizienz bei Katzen basiert auf einer Kombination aus klinischen Symptomen, Laboruntersuchungen und bildgebenden Verfahren:

  • Stuhluntersuchungen: Eine Analyse des Katzenstuhls kann erhöhte Fettmengen zeigen, was auf eine unzureichende Fettverdauung hinweist. Dies ist ein Hinweis auf eine mögliche EPI. Ein weiterer diagnostischer Test ist die Messung der Elastase im Stuhl. Niedrige Elastasewerte sind ein spezifischer Marker für eine exokrine Pankreasinsuffizienz.
  • TLI-Test (Trypsin-like Immunoreactivity): Routineuntersuchungen des Bluts sind in den meisten Fällen ohne besondere Befunde, lediglich manchmal weisen die Katzen erhöhte Leberwerte auf. Der TLI-Test misst die Menge an Trypsinogen, einem Vorläuferenzym, im Blut. Niedrige TLI-Werte deuten auf eine exokrine Pankreasinsuffizienz hin, da Trypsinogen normalerweise von der Bauchspeicheldrüse produziert wird.
  • Bildgebende Verfahren: Ultraschall und andere bildgebende Untersuchungen können verwendet werden, um strukturelle Veränderungen im Pankreas zu erkennen, die auf eine Pankreatitis oder andere Pankreaserkrankungen hindeuten.

Therapie

Die Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz bei Katzen zielt darauf ab, die Verdauungsenzyme zu ersetzen und die Symptome der Malabsorption zu kontrollieren. Die wichtigsten therapeutischen Ansätze umfassen:

  • Enzymsubstitutionstherapie: Katzen mit EPI benötigen lebenslang eine Substitution von Verdauungsenzymen. Diese Enzyme werden in Form von pulverisierten Enzympräparaten oder magensaftresistenten Kapseln verabreicht, die den Mahlzeiten beigemischt werden. Die Dosis muss individuell angepasst werden, basierend auf der Schwere der Symptome und der Wirksamkeit der Therapie. Als Richtwert für Pulver gilt hier 20.000-25.000 BP Units Lipase je Mahlzeit. Bei Kapseln kann weniger nötig sein, da die Magensäure im Gegensatz zur Gabe von Pulver keinen Teil der Lipase zerstören kann. Nachdem Besserung eintritt, kann die Dosis versuchsweise reduziert werden.
  • Diätetische Anpassungen: Eine leicht verdauliche, fettarme Ernährung kann helfen, die Symptome zu lindern. Es ist wichtig, dass die Diät eine ausgewogene Menge an Proteinen und Fetten enthält, um den Nährstoffbedarf der Katze zu decken. In einigen Fällen können spezielle Diäten, die für Katzen mit Pankreatitis oder anderen gastrointestinalen Problemen entwickelt wurden, vorteilhaft sein.
  • Vitamin- und Nährstoffergänzungen: Katzen mit EPI benötigen möglicherweise Ergänzungen von fettlöslichen Vitaminen (A, D, E und K), da deren Aufnahme beeinträchtigt sein kann. Außerdem können B-Vitamine (insbesondere B12) und essenzielle Fettsäuren ergänzt werden, um die allgemeine Gesundheit und den Zustand des Fells zu verbessern.
  • Behandlung zugrunde liegender Erkrankungen: Wenn EPI durch eine chronische Pankreatitis oder eine andere Grunderkrankung verursacht wird, muss diese ebenfalls behandelt werden, um eine Verschlechterung der Pankreasfunktion zu verhindern.
  • Regelmäßige Überwachung: Katzen mit EPI erfordern regelmäßige tierärztliche Kontrollen, um die Effektivität der Enzymsubstitutionstherapie und die allgemeine Gesundheit zu überwachen. Dies umfasst Blutuntersuchungen, um den Nährstoffstatus zu überprüfen, sowie Anpassungen der Therapie basierend auf dem Fortschreiten der Erkrankung.

Prognose und Lebensqualität

Mit einer angemessenen und konsequenten Behandlung können Katzen mit exokriner Pankreasinsuffizienz eine gute Lebensqualität und eine uneingeschränkte Lebenserwartung erreichen. Die lebenslange Verabreichung von Enzympräparaten kann die Symptome weitgehend kontrollieren und eine normale Verdauung ermöglichen. Allerdings bleibt die Krankheit chronisch, und betroffene Katzen benötigen kontinuierliche Pflege und Anpassungen der Therapie, um die beste Lebensqualität zu gewährleisten. 

Unbehandelt führt EPI bei Katzen jedoch zu schwerwiegenden Komplikationen, einschließlich anhaltendem Gewichtsverlust, schwerer Mangelernährung und einer Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustands. Die rechtzeitige Diagnose und die sorgfältige Management der Erkrankung sind daher entscheidend, um das Wohlbefinden und die Lebensdauer der betroffenen Tiere zu optimieren.