Portosystemischer Shunt 

Ein portosystemischer Shunt (PSS) ist eine schwerwiegende Gefäßerkrankung bei Katzen, bei der das Blut die Leber umgeht, anstatt durch sie hindurchzufließen. Dies führt dazu, dass toxische Stoffe, die normalerweise in der Leber gefiltert und entgiftet werden, direkt in den Blutkreislauf gelangen. Diese Erkrankung kann entweder angeboren oder erworben sein und hat erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der betroffenen Tiere. Die Diagnose und Behandlung eines portosystemischen Shunts erfordert eine spezialisierte tierärztliche Betreuung, um das Leben der Katze zu verbessern und schwere Komplikationen zu verhindern.

Ursachen und Arten von Portosystemischen Shunts

Portosystemische Shunts können bei Katzen in zwei Hauptformen auftreten: angeboren und erworben. Angeborene Shunts entstehen durch eine Fehlbildung der Blutgefäße, die sich bereits während der Entwicklung des Fötus im Mutterleib bildet. Diese Form des Shunts tritt häufiger bei reinrassigen Katzenrassen auf, wie z. B. bei Persern und Himalayans. Angeborene Shunts sind oft das Ergebnis einer abnormalen Verbindung zwischen der Portalvene, die Blut aus dem Verdauungstrakt zur Leber transportiert, und einem systemischen Kreislaufgefäß, das das Blut direkt in den allgemeinen Kreislauf leitet.

Erworbene Shunts entwickeln sich hingegen als Folge von schweren Lebererkrankungen, wie etwa einer Leberzirrhose, bei der das Lebergewebe vernarbt und verhärtet, was den normalen Blutfluss behindert. Der Körper bildet dann alternative Gefäßverbindungen, um den erhöhten Druck in der Portalvene zu umgehen, was zu einem Shunt führt.

Symptome und Diagnose

Die Symptome eines portosystemischen Shunts bei Katzen sind oft unspezifisch und können von leichten Anzeichen bis hin zu schwerwiegenden neurologischen Störungen reichen. Zu den häufigsten Symptomen gehören Wachstumsverzögerungen, schlechte Gewichtszunahme, vermehrter Durst und vermehrtes Wasserlassen, Erbrechen, Durchfall und Verhaltensänderungen wie Desorientierung, Krampfanfälle und Lethargie. Diese neurologischen Symptome, die oft als hepatische Enzephalopathie bezeichnet werden, resultieren aus der Ansammlung von Toxinen im Blut, die das Gehirn beeinträchtigen.

Die Diagnose eines portosystemischen Shunts erfordert eine Kombination aus klinischer Untersuchung, Bluttests und bildgebenden Verfahren. Blutuntersuchungen zeigen oft abnormale Leberwerte und niedrige Albumin- sowie Harnstoffkonzentrationen. Eine spezifische Untersuchung auf Gallensäuren oder Ammoniak im Blut kann ebenfalls durchgeführt werden, um die Leberfunktion zu bewerten. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) sind entscheidend, um den Shunt zu visualisieren und seine Lage zu bestimmen. In einigen Fällen kann auch eine Kontrastmitteldarstellung der Blutgefäße (Angiographie) erforderlich sein, um den genauen Verlauf des Shunts zu identifizieren.

Behandlung und Prognose

Die Behandlung eines portosystemischen Shunts hängt von der Art des Shunts und der allgemeinen Gesundheit der Katze ab. Bei angeborenen Shunts ist die chirurgische Korrektur die bevorzugte Behandlungsmethode, bei der der abnormale Gefäßverlauf verschlossen oder abgebunden wird, um den normalen Blutfluss durch die Leber wiederherzustellen. In einigen Fällen wird ein sogenannter „Ameroid Constrictor“ verwendet, ein Gerät, das den Shunt allmählich verschließt und dem Körper Zeit gibt, sich an den veränderten Blutfluss anzupassen. Diese Operationen erfordern spezialisierte tierärztliche Fähigkeiten und eine sorgfältige postoperative Betreuung.

Erworbene Shunts sind schwieriger zu behandeln, da sie oft das Ergebnis einer fortgeschrittenen Lebererkrankung sind. In solchen Fällen konzentriert sich die Behandlung eher auf die Unterstützung der Leberfunktion und die Kontrolle der Symptome, anstatt den Shunt direkt zu korrigieren. Diätetische Maßnahmen, wie eine proteinreduzierte Diät, und Medikamente, die die Ammoniakproduktion im Darm reduzieren, sind oft notwendig, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Katze zu verbessern.

Die Prognose für Katzen mit einem portosystemischen Shunt variiert je nach Art des Shunts und dem Zeitpunkt der Diagnose. Katzen, die frühzeitig diagnostiziert und operiert werden, haben oft eine gute Prognose und können nach der Behandlung eine normale Lebensqualität erreichen. Ohne Behandlung oder bei Katzen mit erworbenen Shunts und schwerer Lebererkrankung ist die Prognose jedoch eher vorsichtig und hängt stark von der individuellen Reaktion auf die unterstützende Pflege ab.

Prävention

Eine spezifische Prävention gegen angeborene portosystemische Shunts ist nicht möglich, da sie durch genetische Faktoren bedingt sind. Die Vermeidung von Inzucht und die sorgfältige Auswahl von Zuchttieren können jedoch dazu beitragen, das Risiko zu verringern. Für erworbene Shunts liegt die Prävention in der frühzeitigen Diagnose und Behandlung von Lebererkrankungen sowie in der Aufrechterhaltung einer gesunden Ernährung und regelmäßigen tierärztlichen Untersuchungen.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass portosystemische Shunts eine ernsthafte Gefäßerkrankung bei Katzen darstellen, die eine komplexe Diagnose und oft eine spezialisierte Behandlung erfordert. Mit einer frühzeitigen Erkennung und angemessenen therapeutischen Maßnahmen können viele Katzen eine gute Lebensqualität genießen. Es ist jedoch entscheidend, dass Katzenbesitzer die Symptome ernst nehmen und bei Verdacht auf einen Shunt schnellstmöglich tierärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.