Erbkrankheiten 

Erbkrankheiten bei Katzen sind genetisch bedingte Krankheiten, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden können. Sie entstehen durch Mutationen oder Defekte in den Genen, die oft durch die Zuchtpraktiken verstärkt werden, bei denen auf bestimmte Merkmale wie Aussehen oder Verhalten selektiert wird. Diese genetischen Erkrankungen können verschiedene Organe und Systeme betreffen und variieren stark in ihrer Schwere und den Auswirkungen auf die Lebensqualität der betroffenen Katzen. Einige dieser Erbkrankheiten sind relativ häufig und gut erforscht, während andere selten und weniger gut verstanden sind. 

Ursachen und Vererbung 

Erbkrankheiten entstehen, wenn Defekte in den Genen einer Katze vorliegen, die durch die Eltern weitergegeben werden. Gene bestehen aus DNA und enthalten die Baupläne für Proteine, die eine Vielzahl von Funktionen im Körper erfüllen. Wenn ein Gen mutiert oder defekt ist, kann dies dazu führen, dass das entsprechende Protein entweder nicht richtig funktioniert oder überhaupt nicht produziert wird, was zu einer Krankheit führen kann.

Die Vererbung von genetischen Krankheiten erfolgt nach bestimmten Mustern, die von den beteiligten Genen abhängen. Diese können autosomal-dominant, autosomal-rezessiv, X-chromosomal-rezessiv oder multifaktoriell sein. Bei einer autosomal-dominanten Vererbung reicht ein einziges defektes Gen von einem Elternteil aus, um die Krankheit auszulösen. Bei einer autosomal-rezessiven Vererbung müssen beide Eltern das defekte Gen tragen und an das Kätzchen weitergeben, damit die Krankheit auftritt. X-chromosomal-rezessive Erbkrankheiten betreffen oft männliche Katzen, da sie nur ein X-Chromosom besitzen, und eine Mutation auf diesem X-Chromosom somit direkt zum Ausbruch der Krankheit führt. Schließlich gibt es noch multifaktorielle Krankheiten, bei denen sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren eine Rolle spielen.

Häufige Erbkrankheiten

Erbkrankheiten können eine Vielzahl von Körpersystemen betreffen, darunter das Herz-Kreislauf-System, das Nervensystem, die Augen, die Nieren und andere Organe. Nachfolgend sind einige der häufigsten genetischen Erkrankungen bei Katzen aufgeführt:

  • Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM): Die hypertrophe Kardiomyopathie ist die häufigste Herzerkrankung bei Katzen und eine genetisch bedingte Verdickung des Herzmuskels. Diese Verdickung führt zu einer reduzierten Pumpfähigkeit des Herzens und kann im schlimmsten Fall zu Herzversagen oder plötzlichem Herztod führen. Die HCM tritt besonders häufig bei bestimmten Rassen wie der Maine Coon und der Ragdoll auf und wird meist autosomal-dominant vererbt. Es gibt genetische Tests, um das Risiko für HCM bei diesen Rassen zu identifizieren, was eine gezielte Zucht zur Minimierung der Ausbreitung der Krankheit ermöglicht.
  • Polyzystische Nierenerkrankung (PKD): Diese Erkrankung betrifft vor allem die Nieren und ist durch die Bildung zahlreicher flüssigkeitsgefüllter Zysten gekennzeichnet, die die Nierenfunktion beeinträchtigen und schließlich zu Nierenversagen führen können. PKD ist besonders häufig bei Perserkatzen und anderen Rassen mit Perser-Abstammung, wie der Britisch Kurzhaar. Die Krankheit wird autosomal-dominant vererbt, was bedeutet, dass bereits eine Kopie des mutierten Gens zur Ausprägung der Krankheit führen kann. Mit einem Gentest lässt sich die Krankheit frühzeitig diagnostizieren, wodurch gezielte Zuchtprogramme erarbeitet werden können, um betroffene Tiere von der Zucht auszuschließen.
  • Progressive Retinaatrophie (PRA): Die progressive Retinaatrophie ist eine degenerative Erkrankung der Netzhaut, die zu schrittweisem Sehverlust und letztlich zur Blindheit führt. Die Erkrankung kann bei verschiedenen Rassen vorkommen, ist jedoch besonders häufig bei der Abessinierkatze und der Siamkatze. PRA wird autosomal-rezessiv vererbt, sodass nur Katzen, die von beiden Elternteilen das defekte Gen erben, betroffen sind. Es existieren mittlerweile DNA-Tests zur Identifizierung betroffener Tiere und solcher, die Träger des defekten Gens sind.
  • Spinale Muskelatrophie (SMA): SMA ist eine neuromuskuläre Erkrankung, die durch den Verlust von motorischen Neuronen im Rückenmark verursacht wird und zu Muskelschwund und Schwäche führt. Diese Erkrankung ist vor allem bei der Maine Coon bekannt und wird autosomal-rezessiv vererbt. Betroffene Katzen zeigen oft frühzeitig Symptome wie Gangprobleme und Muskelschwäche, obwohl sie eine normale Lebenserwartung haben können, da die Krankheit nicht tödlich verläuft. Auch hier können genetische Tests durchgeführt werden, um betroffene Tiere zu identifizieren.
  • Gangliosidose (GM1 und GM2): Die Gangliosidose ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der das Fehlen bestimmter Enzyme zur Anreicherung toxischer Substanzen in den Nervenzellen führt. Dies verursacht schwerwiegende neurologische Symptome, einschließlich Zittern, Krampfanfällen und fortschreitender Bewegungsstörungen. Die Gangliosidose tritt besonders bei Siam- und Korat-Katzen auf und wird ebenfalls autosomal-rezessiv vererbt. Aufgrund des schweren Krankheitsverlaufs und der begrenzten Behandlungsmöglichkeiten ist die Früherkennung durch Gentests entscheidend.

Prävention und Zuchtkontrolle

Da die meisten Erbkrankheiten genetisch bedingt sind, liegt der Schlüssel zur Prävention und Reduzierung solcher Krankheiten in der verantwortungsvollen Zuchtpraxis. Hier sind einige Maßnahmen, die zur Verhinderung der Ausbreitung genetischer Krankheiten ergriffen werden können:

  • Genetische Tests: Die Durchführung genetischer Tests auf bekannte Erbkrankheiten ist eine der wirksamsten Methoden, um sicherzustellen, dass nur gesunde Tiere in die Zucht aufgenommen werden. Diese Tests können potenziell betroffene Katzen sowie Träger identifizieren, sodass Züchter eine fundierte Entscheidung über Paarungen treffen können.
  • Gezielte Zuchtplanung: Durch die gezielte Zuchtplanung können Züchter die Ausbreitung von Erbkrankheiten in ihrer Zuchtlinie minimieren. Das bedeutet, dass sie bewusst Katzen auswählen, die nachweislich keine Träger von Genmutationen sind oder deren Verpaarung keine homozygot betroffenen Nachkommen hervorbringen wird.
  • Erbkrankheiten dokumentieren: Zuchtverbände und -vereine können zur Dokumentation und Verfolgung genetischer Gesundheitsprobleme beitragen. Dies ermöglicht eine bessere Überwachung und hilft bei der Aufklärung von Züchtern und potenziellen Käufern.
  • Einschränkung der Inzucht: Viele Erbkrankheiten werden durch hohe Inzuchtraten verstärkt, bei denen verwandte Tiere miteinander gezüchtet werden. Die Begrenzung der Inzucht und die Förderung genetischer Vielfalt innerhalb einer Rasse können das Risiko der Ausbreitung genetischer Defekte erheblich verringern.

Erbkrankheiten bei Katzen sind ein komplexes und ernstes Thema, das sowohl Züchter als auch Tierhalter betrifft. Ein umfassendes Verständnis der genetischen Grundlagen, der verschiedenen Erbkrankheiten und ihrer Vererbungsmuster ist entscheidend für die Prävention und das Management dieser Erkrankungen. Durch die Nutzung genetischer Tests, verantwortungsvolle Zuchtpraktiken und die Förderung der Aufklärung über Erbkrankheiten kann das Risiko genetischer Krankheiten bei Katzen reduziert und die Gesundheit und das Wohlbefinden künftiger Generationen von Katzen verbessert werden.